Karneol
Ein warmes, lebendiges Rot kommt dem Betrachter vom Karneol entgegen. Feinste mikroskopisch kleine Kieselfaserkristalle bilden als Gewebe das Grundgerüst der Karneolsubstanz. Sie gehört also zu den Varietäten des Chalzedons und innerhalb dieser Mineralgruppe wiederum zu den Achaten.
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Die Achate entstanden in Hohlräumen von Melaphyren der Basalte in Indien und Südamerika. Im Gestein werden die ausgefüllten Hohlräume als Mandeln bezeichnet. Das Ausfüllen derselben geschah durch bewegliche, kolloidale Kieselsubstanz, die rhythmisch von außen nach innen verhärtete und kristallisierte: zunächst die Achate, dann Amethyst und Bergkristall. Die Lagen kleiden dabei den Hohlraum sphärisch aus, die Verhärtung ging also unabhängig von der Schwerkraft vor sich.
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Der Name „Karneol“ geht zurück auf das lateinische „carneolus“, das ein fleischfarbenes Rot bezeichnet. Vor allem in der Antike wurde der Karneol Sarder genannt. Heute wird ein eher bräunlicher Achat als Sarder und ein eher rötlicher als Karneol bezeichnet. Der Karneol ist ein Stein, der das lebendige, beständig wärmende Rot in seinem Namen trägt.
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Dem warmen Rot des Karneols gesellt sich zuweilen ein erdiges Braun der Chalzedone hinzu. Der ganze Eindruck, den der Karneol auf die menschliche Seele macht, ist von gelassener, bodenständiger Zufriedenheit, aber nicht, weil der Mensch satt ist, sondern weil er durch Anstrengung zu einer Übereinstimmung von dem, was wirkt und dem, was ist in der Welt gelangt ist. Das Bild des inneren Gleichgewichtes zeigt sich im Tierkreis im Zeichen der Waage. Im menschlichen Leib ist es die Hüfte und das Kreuz, wo der Mensch seine tragende Region besitzt.
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In der Antike haben Gemmenschneider plastische Reliefs aus dem Sarder geschnitten und die rote Karneolsubstanz als Motiv vor der weißen Chalzedonsubstanz auftreten lassen.